Es ist ein Wehen in der Welt

Von Jochen Stüsser-Simpson

im dunklen Raum das Fenster
steht auf Kipp, der Mond hebt
rauschend den Vorhang, schaltet
das Licht ein, malt fliegende Wolken
zerfetzt sie, die Bewegung im Fenster
das Spiegelbild bin ich, verzerrt
während mit dünnem Nebel der Mond
hinter kahlen Bäumen die Sterne verschleiert
Fingerzeige, Antennen, Äste und Zweige vor
gedämpftem Geflimmer, verwackeltem Bild
aufklarend in Zeitlupe ein Lichterpark
mit sich erhellenden galaktischen Hebewerken
planetarischen Karussells und Looping-Schaukeln
schweifende Satelliten in zeitlichen Schieflagen
kosmisches Licht, gestreut und geschüttet
fällt, blinkt, pulsiert, gedehnt und gerafft
Spuren, Signale verschiedenster Zeiten.
Die größten Spiegel der Welt – weiß man –
Teleskope in der Atacama-Wüste schauen
in eine Vergangenheit, die teilweise Milliarden
Jahre zurückliegt, um Erkenntnisse
für die Zukunft zu gewinnen. Das Kippfenster
zudrückend sehe ich wie schon gestern Abend
zwischen kahlem Geäst die auffliegende Eule.

Jochen Stüsser-Simpson

Jochen Stüsser-Simpson, lebt in Hamburg, Quartalspoet und Verseklopfer aus der zweiten Reimliga, verdeckter Prosaschreiber, begeisterter Leser und Jogger, freut sich immer wieder an neuen Veröffentlichungen.

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