Zum Einschlafen zu sagen: Rilke 4.0

Ich möchte Dich,
drängen- verdrängen-,
den Hals und den Kopf verdrehen,
ich möchte dich schlage in Lagen,
Dich anspucken und gehen.

Du Arschloch, Du Mistsau,
Du bist wunderschön,
wenn ich könnte,
ach könnte ich
in unser Zukunft sehen:

Du liegst neben mir und sabberst
wir sind beide alt,
du schnarchst und Du röchelst,
wir leben im Wald.

Im Moment aber biste auf Insta und findest Dich cool
ernsthaft? das Selfie?!
wie Du dich da suhlst!
Du bist Samson und ich Delilah,
schnip, schnap schneid Dir die Haare ab,
dann bist Du noch geiler.

Sei artig, sei brav und seh ́ gut aus,
sagte meine Oma, hast Du die Füße unter ́m Tisch in meinem Haus.
Scheiß auf Netiquette, scheiß auf Klischees,
ich bin ein Mädchen, mit Tattoos,
́ne Rebellin, mit roten Lippen,
und das ist okay.

Ich liebe und hasse,
meist im Gleichgewicht,
und wenn Du mir dumm kommst, dann klatsche ich.
Ich lache und weine, bin kompliziert und sensibel,
ich wasche meine Mund -Nasen-Maske,
bin also auch penible.

Ich träume von Dir und mir im Regen,
bevor meine Eierstöcke verleben,
Ich bin ein Mädchen, ich darf Träume haben,
darf romantisch, Lieben und mich in Gedanken nackt mit Jensen Ackles in den Laken aalen.
Enemenemuh ich bin ́ne blöde Kuh,
doch- die blödeste Kuh, auf der ganzen Welt,
bist Du.

Ich möchte Dich schlagen, mich an Dir laben,
weil Du gegangen bist- mit ihr -und ich bin noch hier.
Ich hasse Dich, weil ich Dich liebe,
und was zum Teufel hast Du im Visier?

Bin nun müde vom Reimen und und leg mich zur Ruh,
zähle Schafe und Gitarren,
1, 2, 3 und enemeneumuh
schwupps.
weg bist Du.
Endlich! Arschloch!

Christin Feldmann

Christin Feldmann, Jahrgang 1981 ist Medienkünstlerin, Autorin und arbeitet außerdem als Kunst-/Medienpädagogin.

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