Marina Beach Day Resort

Von Leonie Höckbert

Am letzten begehbaren Strand der Westküste darf nichts angeschwemmt werden, noch nicht einmal Tang. Die letzten Strandgänger der Westküste zahlen beim Betreten kontaktlos eine Summe, die den Luxuscharakter der Unternehmung unterstreichen soll. Der Strand wird Tag und Nacht von Robotrashies abgesucht, die unter den Füßen der Gäste durchwuseln. Hin und wieder wird einer von ihnen […]

Weiterlesen…

Flugmodus

Von Anke Meer

Ok Handy, ich habe es geschafft dich heute eine Stunde auszuschalten und sechs Minuten Flugmodus. Obwohl mich das Plakat an der Eingangstür vom Kindergarten täglich erinnert. Warum zum Teufel schmeiße ich dann nicht endlich mein Handy in die Spree. Weshalb tut mir Facebook so im Herzen weh? ZABC, digital Püree. Speicherkarte SD, morgen bist du […]

Weiterlesen…

Es brennt

Von Olaf Urban-Rühmeier

Mein Vater hat gesagt, es hat immer irgendwo gebrannt. Es ist normal, wenn es brennt. Aber ich glaube, etwas hat sich verändert. Es wird schlimmer. Es wird kaum noch kühl in den Nächten. Immer leuchtet es irgendwo orange am Horizont. Tagsüber wehen Rauchschwaden heran. Auf der Zunge liegt der Geschmack von Ruß und Rauch. Die […]

Weiterlesen…

Behindert von gestern

Von Kristine Ringe

Irgendwann hat sich der Homo Oeconomicus gekonnt ausgerottet. Das konnte der echt gut. Und was blieb? Wir. Die Verdrängten, die Aussätzigen, die Behinderten. Nicht im beleidigenden Sinne. Wir sind es einfach. Oder eher waren. Behindert von der Gesellschaft. Sie wollte immer höher, weiter, schneller, einfach, damit sie schließlich tiefer fallen konnten. Warum sollte ich auf […]

Weiterlesen…

SONDERELLA – Gefangene der Unzeit

Von Boris Kant

Das Raumschiff Eurydike durchstreift mit ihrer 400-Mann starken Kommandantin SONDERELLA die Tiefen des Alls. Immer auf der Suche nach Abenteuern und Zukunft. Als plötzlich ein Unglück eintritt, das die Aussicht auch nur eine der so Begehrten je wieder zu erleben, zunichte macht. Eurydike erkennt die Tragweite der Ereignisse sofort und schlägt Alarm. „Was ist das […]

Weiterlesen…

Generation what?

Von Katharina Joanowitsch

Eine Gesellschaft von Vereinzelten, die in ihren Micro-Appartements mit künstlichen Intelligenzen zusammenleben. Mitspielende: Lollo, Programmiererin, Geschlecht: weiblichCharly, LollosSmartRoboter, der sie auf seine Weise verehrt, Leiter des Robo-ChorsCaro, Aquaponic-Farmarbeiterin, Lollos Freundin, Geschlecht: FemmeMikk, Entwickler intelligenter Exoskelette, Geschlecht: männlichPeppi, Mikks Haushaltsroboter mit Leidenschaft für Spruchweisheiten, Mitglied des Robo-ChorsJoy, Sexrobotine, von Mikk heimlich entwickelt, durchläuft eine komplette Wandlung […]

Weiterlesen…

Tupperware-Party 5.0

Von Maxie Grabo

Kennen Sie das? Wir können uns duzen, oder? Ja, sehr schön. Kennt ihr das, so fange ich doch lieber an. Liebe Sistars und liebe Cistars! Geht es euch wie mir? Habt ihr es satt, dass euch etwas fehlt? Etwas, das wärmt und euch beschützt. Etwas, dass sich aufstellt und abspreizt. Etwas, das Knurren kann im […]

Weiterlesen…

Liebesbrief an Jemanden

Von KC Osvici

Überall auf der Welt gibt es kleine weiße Zwerge. Zwerge mit Wohlgestalt und geringer Leuchtkraft, zum Lachen und für die Gestaltstherapie, monogame akrobatische Dilletanten, zirkumpolare Wahrscheinlichkeitsproleten – in einem Wort: Dich. Wozu ich das schreibe? Aus Sehnsucht, wozu denn sonst. Wer kann schon verstehen, warum heute, gerade heute, in meiner – auch Deiner? – Welt […]

Weiterlesen…

Ich suche mir Zukunft

Von Wolfgang Fortmüller

Ich suche mir Zukunft. Aus. Nicht zu viel Zukunft. Die ersten ein bis drei Jahrzehnte nach den Jahren von Null auf jetzt.Ich nehme mir nur die halbe, oder sagen wir meinetwegen die ersten beiden Drittel meiner Zukunft (unter der Voraussetzung eines langen Lebens). In diesen Tagen, Jahren, kann alles passieren. Ich denke, bis ich reich […]

Weiterlesen…

Monogamie

Wozu braucht man denn Geschichte? Noa schaut auf den unaufhörlich blinkenden Stundenplan und stöhnt. Gegenwart und Zukunft zählen, nicht die Vergangenheit. Auf Noas Retina erscheint eine Nachricht von Bo: Heute Abend ins Cinotaurium? 2020er Retro-night. Gehe schon mit Mika cyberjetten, denkt Noa und verschickt den Gedanken. Schade, antwortet Bo. Noas Verabredung mit Mika ist schon […]

Weiterlesen…

Bauch im Blick

Von Anka Hellauer

Ich wasche meine Hände, gründlichst, dabei happy-birthday-singend. Dann darf ich den Bauch anfassen, darf meine Finger darüber streichen lassen, auf eine Bewegung hoffen. Ich nähere mich der gespannten Haut. Spüre schon die Härchen. Das Armband blinkt und piept. Meine Schwester muss trinken. Sie nimmt ein paar Schlucke. Ich nähere mich wieder. Das Armband sagt, der […]

Weiterlesen…

Würstchenparty

Von Alina

Es war eine Würstchenparty, wie ich das erwartet hatte. Siebzig Prozent Männer. Sie standen um den Grill, rauchten. Die Frauen waren zu Hause geblieben, weil sie Kinder hatten, jetzt, fünfzehn Jahre nach unserem Abitur, hatte man Kinder zu haben und durfte dafür zu Hause bleiben.Ich nicht.Also war ich gekommen und bereute es schon, bevor die […]

Weiterlesen…

Mehr Zucker braucht die Welt

Von Maxie Grabo

Es würgte sie. Ein galliger Geschmack schoss ihr in die Mundhöhle, schwemmte in die Zahnzwischenräume und umspeichelte ihren Gaumen. Es schüttelte sie. Sie hievte sich aus dem Bett und schlug die Hand vor den Mund. Sie drückte fest die Lippen zusammen. Sie schluckte es runter. Es drückte nach oben und wieder durch ihre Zähne hindurch. […]

Weiterlesen…

Querbalken

Von Andreas Kraft

Bei einer Wanderung durch den Wald stieß ich auf alte, ausrangierte Gleise. Sie waren zum Teil von saftiger Vegetation überwuchert, aber noch zu betreten. Ich fand es für eine Weile amüsant, mir meinen Weg von Querbalken zu Querbalken zu bahnen, bis ich mir dessen bewusst wurde, dass ich gerade mein Leben sinnbildlich vor Augen hatte. […]

Weiterlesen…

Leise Gleise

Am schwammigen Meeresboden ziehen sich die Gleise bis in Dänemarks Gewässer. Aus dem Fenster des Unterwasserzugs ist das Wasser dickflüssig, zerrissene Algen treiben schwerfällig vorbei. Ein Schwarm Heringe baut eine nahende Wolke. Es wird dunkel. Ich lehne mich ans Fenster und blicke zur Wasseroberfläche. Ein Riesenschiff wirft seinen Schatten auf uns. Ich möchte die Notbremse […]

Weiterlesen…

Nebengleis

Von Leonore Dubach

Ein lautes Grollen riss Meta mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Obwohl sie Angstvor dem heran nahenden Donner und den Lichtblitzen hatte, war sie ebenso vomSchauspiel am Himmel fasziniert. Gerade hatte sie das Fenster weit geöffnet, da klatschten kurz darauf grosseTropfen auf den Vorplatz ihres Hauses. Dieser spezielle Geruch, wenn Regen auf den Asphalt […]

Weiterlesen…

Familientreffen

Von Maxie Grabo

Familientreffen Er parkt rückwärts ein. Er kurbelt am Lenkrad als ob er einen Tunnel durch ein Gebirge bohren will. Die Kiefer malmen. Die Handbremse knirscht. Das Auto ruckt und steht. Er fährt die Scheiben hoch, öffnet die Tür und spuckt aus. Er zündet sich eine Zigarette an, schiebt sich raus und wirft die Tür zu. […]

Weiterlesen…

Dönertaschen

Tobias war schon da. Er saß an einem der Resopaltische am Fenster in der Nähe der Heizung.„Hallo“, sagte ich.„Du Schweinehund“, sagte er.„Das hättest du auch anders formulieren können“, sagte ich.Ich zog meine Jacke aus und setzte mich ihm gegenüber auf den Stuhl.Er gab mir eine Ohrfeige. Meine Wange brannte ein wenig, aber es war nicht […]

Weiterlesen…

Sei froh, dass du noch lebst!

Von Antje Pollok-Giese

„Sei froh, dass du noch lebst!“ – Wie sehr ich es hasse, das zu hören. Soll das jetzt mein Leben sein??? Ich liege hier, an dieses Bett gefesselt und alles, was ich machen kann ist meine Augen zu öffnen.Sie kommen jeden Tag und fragen mich, ob ich die Finger bewegen kann, ob ich irgendwas bewegen […]

Weiterlesen…

Die Zunge

Von Karen Bo

Die Zunge (von karen bo) In der S-Bahn steht die Luft. Für einen Nachmittag Mitte April ist es unfassbar heiß. Der Wagen, dessen milchige Scheiben kaum einen Blick auf die draußen vorbeiziehenden Straßenschluchten zulassen, ist vollgestellt mit Menschen. Sie wischen mit halb geschlossenen Augen auf ihren Telefonen herum oder glotzen wie ausgestopfte Tiere vor sich […]

Weiterlesen…

Lewinsky

Von Ela Meyer

Lewinsky Jeden Morgen schloss Lewinsky die Kneipentür auf, trat auf die Straße, zog den Schleim, der sich über Nacht in ihren Atemwegen angesammelt hatte, hoch, und spuckte den Klumpen an die gegenüberliegende Plakatwand. Sie war hier geboren, in diesem Viertel, das einmal auf den Ruinen eines anderen Viertels gebaut worden war, welches auf den Ruinen […]

Weiterlesen…